Unsere Norwegentour im Sommer hatte uns dermaßen begeistert, dass wir dachten, die Bretagne wird bestimmt ganz nett, aber Norwegen ist nicht zu toppen. Es kommt doch immer anders als man denkt. Die Bretagne hat uns umgehauen!
Rauhe Küsten und endlose Sandstrände, türkisblaues Wasser, Inseln und Leuchttürme, malerische Dörfer und Häfen, Ebbe und Flut, Schiffe, die im Schlick liegen, Austernfarmen & bunte Fischerflotten, der Duft nach salzigen Meer, dazu Baguette, Fromage, Galettes und Wein. Das alles zieht an mir vorbei, wenn ich an die Bretagne denke. Und alles von so einer bezaubernden Schönheit!
Gestartet sind wir diesmal in Marburg, wo wir unbedingt noch die wilde Hochzeit unserer Freunde Petra & Walter mitfeiern mussten. Danach ging es quer durch Deutschland nach Belgien in die wunderschöne Stadt Dinant und weiter an die Küste der Normandie. Unsere erste Nacht in Frankreich verbrachten wir in Havrincourt. Dort begann dann am nächsten Tag unsere Normandie-Bretagne-Umrundung, für die wir drei Wochen Zeit hatten.
Mit auf Tour waren mein Schwesterchen Regina mit ihrem Duster & Dachzelt und das frisch verwilderte Hochzeitspaar mit ihrem Berlingo & selbst konstruiertem Vorzelt. Wir haben uns alle drei Tage irgendwo auf einem Campingplatz getroffen, unsere Wagenburg aufgebaut, ein bis zwei schöne Tage miteinander verbracht und dann ist jeder für sich weitergezogen. Es war eine wunderbare Zeit!
Der Hinweg
Belgien/ Normandie
28.08.- 03.09.2022
Unser Urlaub fing erst so richtig in der belgischen Stadt Dinant (Geburtsstadt des Erfinders des Saxophons) an. Entlang der Maas reihen sich schmucke, bunte Häuser, in denen sich Restaurants befinden. Sehenswert ist die Stiftskirche Notre-Dame de Dinant und die Zitadelle von Dinant über den Dächern der Stadt. Wir haben uns das Besichtigen aber gespart und sind lieber schön essen gegangen.
Die schroffe Kreidefelsenküste der Normandie
(hier bei Etretat) und das türkisblaue Wasser hat uns begeistert. Bei klarer Sicht kann man von hier aus die englische Küstenlinie sehen.
Entlang der Alabasterküste von Le Havre bis Le Treport führt der 190 km lange Fernwanderweg GR21. Ein wunderschöne Strecke mit spektakulären Ausblicken auf die Kreidefelsen. Es gibt auch immer wieder Stellen, an denen man zum Strand hinunterlaufen kann. Wir sind hier ein wenig gewandert, Fahrrad gefahren und haben einfach nur die Aussicht genossen.
Dieses Faserhanffeld haben wir bei dem warmen Wetter schon von Weitem gerochen. Frankreich ist der zweitgrößte Faserhanfproduzent der Welt!
Traditionell wird in der Normandie auch viel Faserlein angebaut. Als wir Ende August dort waren, lagen die Leinpflanzen bereits im Schwad zum Trocknen aus. Zur Blüte (der Lein blüht wunderschön hellblau) sehen die Felder bestimmt zauberhaft aus.
Barfleur an der nördlichen Spitze der Cotentin-Halbinsel: Ein verträumtes Fischerdörfchen, wir waren sofort schockverliebt! Zurecht ist das Städtchen als eines der schönsten Dörfer Frankreichs bekannt. Fischerhäuser aus Granit, charmante Hafenlokale, bunte Fischerkutter, die an der Mole dümpeln, Möwengeschrei, türkisblaues Wasser und Sonnenschein, das alles war perfekt für das absolute Urlaubsfeeling.
In der Nebensaison hatten hier nur noch wenige Restaurants geöffnet, so dass abends großer Andrang war. Wir haben frühzeitig mit knurrendem Magen einen Platz ergattert und weltbeste Moules-frites gegessen, yumyum.
Da hat doch jemand den Stöpsel rausgezogen! Dieses Bild hat uns die ganze Reise lang begleitet: zur Seite gekippte Boote, die bei Ebbe stundenlang im Schlick liegen.
In der Normandie kann der Tiedenhub bei Springtiden bis zu 13 Meter betragen, das ist europaweit der höchste Tidenhub. An der Grenze zur Bretagne, in der Bucht des berühmten Klosterbergs Mont Saint-Michel herrschen die stärksten Gezeiten Europas, hier zieht sich das Meer bis zu 15 km von der Küste zurück.
Lands End der Normandie:
Der äußerste und westlichste Punkt in der Normandie liegt auf der Cotentin-Halbinsel nordwestlich von La Hague am Phare de Goury. Hier trotzt die Küste den Gezeiten und dem ständig vorherrschenden Westwind. Schroffe Felsen und unzählige, kleine Inselchen kennzeichnen diese rauhe Gegend. Mit etwas Glück kann man bei guter Sicht die Kanalinseln sehen. Man kann hier auch einen Blick in die Seenotrettungsstelle werfen.
Ein absolutes Muss ist eine Portion Fish & Chips mit einem köstlichen bretonischen Cidre an dem kleinen Imbiss Fish & Chips de Goury. Super lecker!
Endlos lange, weite Strände mit hellem Sand kennzeichnet die Südküste der Normandie. Unberührte Dünenlandschaften wechseln sich mit kleinen, touristisch geprägten Dörfern, Städtchen und Campingplätzen ab. Auf dem Foto sieht man die bunten Dächer der "Cabines de plage de Gouville-sur-mer". Wer Lust auf Badeurlaub hat, ist hier genau richtig, muss sich aber auch damit abfinden, dass das Wasser immer wieder stundenlang einfach weg ist.
Wenn das Wasser weg ist, eröffnen sich plötzlich neue Welten: kilometerlang erstrecken sich bis an den Horizont Eisengestelle mit Säcken, in denen Austern kultiviert werden.
Die Austernzucht hat in der Normandie eine jahrhundertelange Tradition. In den flachen Tidengewässern herrschen ideale Zuchtbedingungen für die Austern. Sobald sich das Wasser zurückgezogen hat, kommen die Austernzüchter mit Treckern und Anhängern und gehen ihrer Arbeit nach: Sie wenden, rütteln und säubern die Säcke, damit die Austern nicht zusammenwachsen und eine gut aussehende Schale erhalten.
Im Norden der Bretagne
03.09. - 08.09.2022
Wie ein alter Drachen liegt sie da: eine von tausend Inselchen, die der bretonischen Küste vorgelagert sind. Diesen wunderbaren Blick auf das Meer hatten wir von unserem ersten bretonischen Campingplatz aus, dem Camping Point de Grouin ganz im Norden von Cancale. Dort haben wir uns zum ersten Mal mit unseren Freunden getroffen. Die Lage ist traumhaft und weil es so schön dort war, sind wir gleich 3 Tage geblieben und haben von dort aus die Gegend erkundet.
Kurz vor Cancale beginnt der Fernwanderweg GR34, auch Zöllnerpfad genannt. Auf dem Pfad patrouillierten einst Zöllner, um Schmugglern das Handwerk zu legen. Heutzutage kann man auf diesem beliebten Küstenwanderweg die ganze Bretagne umrunden. Er schlängelt sich auf über 2.000 km von Mont Saint-Michel immer der Küste entlang bis in den Süden nach Saint Nazaire.
Cancale, die Perle der Smaragdküste ist nicht nur eine wunderschöne Hafenstadt, sondern auch berühmt für seine hervorragenden Austern und Muscheln. An der Mole kauft man sich an einem der typisch blau-weiß gestreiften Stände einen Teller voll Schalentiere und bei guter Sicht kann man hier Austern schlürfen mit Blick auf den Mont Saint-Michel. Wir haben uns an den Austern versucht und waren einhellig der Meinung: muss man nicht essen.
Aber der echte Franzose und Genießer setzt sich mit seiner Liebsten und einem Gläschen guten Weißwein an die Mole, schlürft vor sich hin und schmeißt dann die Schalen im hohen Bogen hinter sich. Berge von Muschelschalen säumen die Kaimauer und es wimmelt von Möwen, die in den Muschelresten nach etwas essbaren suchen.
Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, der Rosa-Granit-Küste, haben wir einen Abstecher zum imposanten Fort la Latte gemacht. Erbaut um 1690 als Lagerstätte für Salz wurde es später in eine Küstenverteidigungsfestung umgewandelt. Heute steht es unter Denkmalschutz. Trutzig liegt die Festung, umgeben von einer hohen Granitsteinmauer uneinnehmbar auf den Küstenfelsen. Ein magischer Ort mit tollem Panorama!
Das Fort ist das meistbesuchte Schloss der Bretagne. Sicherlich lohnt es sich auch, die Anlage von innen zu besichtigen. Aber leider war selbst Anfang September für unseren Geschmack immer noch zu viel los. Wir haben uns das Geld gespart.
Auf einer kleinen Landzunge, umgeben von Wasser, Tang und Felsen, liegt der kleine Camping Beg Ar Vilin. Allein die letzte Strecke dorthin über Land ist ein Genuß!. Es ist ein kleiner und einfacher, aber sauberer Campingplatz, der mit seiner ruhigen Lage besticht. Hier gibt es keinen besonderen Service, dafür ist der Platz recht günstig.
Wir haben den Platz ausgesucht, um von hier aus die Granitküste zu erforschen. Man ist zu Fuß in einer Stunde oder mit dem Fahrrad in 15 Minuten an dem bekannten Maison du Gouffre, einem kleinen Steinhäuschen, welches zwischen großen Granitfelsen klebt.
Von der Insel Bréhat bis nach Trébeurden erstreckt sich die Cote de Granit Rose. Die Küste ist berühmt für ihre farbigen Granitfelsen, die in der Abendsonne rosa leuchten. Wind und Wasser haben aus den Felsen fantastische Formen und Figuren gezaubert, alles sieht rund und weich aus. Hier treffen wir auch wieder auf den GR34, der Wanderweg schlängelt sich durch das bizarre Felsenmeer. An der Küste entdeckt man außerdem eine Reihe kleinerer und größerer Inseln und verborgene, von Kiefern geschützte Buchten mit feinem Sandstrand, die zum Baden einladen.
Auf dem Foto sieht man die Küste bei Ploumanac´h. Ein absolutes Muss! Wir waren total begeistert von der wunderschönen Landschaft!
Unser letzter Aufenthalt an der bretonischen Nordküste war auf der Íle Grande auf dem Campsite Ile Grande. Die IÍe Grande gehört zu der Rosa Granitküste, die Felsen sind hier aber schroffer und kantiger. Bei Ebbe gleicht die Küste einer Mondlandschaft.
Direkt neben dem Campingplatz befindet sich ein Vogelschutzzentrum, in dem man sich über Fauna und Geschichte der Insel informieren kann. Auf den vorgelagerten Inseln befindet sich ein Vogelschutzreservat mit großen Kolonien von Papageientauchern, Basstölpeln und verschiedenen Möwenarten.
Finistère
08.09. - 16.09.2022
Die Finistère ist das nordwestlichste Département Frankreichs und der äußerste Zipfel der Bretagne. Der Name Finistère kommt aus dem Römischen und bedeutets soviel wie "Ende der Welt". Die ca. 1.200 km weite Küste reicht von Locquirec im Norden bis nach Le Pouldou im Süden.
Der Wechsel von schroffer Küste und feinem Sandstrand, die schönen, kleinen Fischerdörfer, unzählige Inselchen und Leuchtürme machen die Finistère zu einem beliebten Urlaubsziel. Das Wetter ist mitunter unberechenbar in der Finistère.
Das zweite Treffen der Gurkentruppe in der Finistére auf dem Aire Camping-Car Park de Roscoff, direkt an einem wunderschönen, weitläufigen Sandstrand. Hier kann man stundenlang am Strand entlanglaufen, baden gehen, Muscheln sammeln oder einen Abstecher nach Roscoff unternehmen.
Im Windschatten in der prallen Sonne hat es uns (im September!) fast das Hirn weggebrezelt.
Mit dem Fahrrad ist man vom Campingplatz aus in 15 Minuten in dem Hafenstädtchen Roscoff. Gemütliche Restaurants & Bars, kleine Läden und Boutiken, reich verzierte Reederhäuser und der Hafen mit seiner bunten Fischerflotte und der langen Seebrücke laden zum bummeln und verweilen ein.
Aufgrund seiner Lage am Ärmelkanal war Roscoff früher ein wichtiger Hafen via britische Inseln für die Verschiffung von Tuch, Holz & Salz. Nicht zu vergessen die speziellen Roscoffer Zwiebelzöpfe, die heutzutage immer noch in den Gassen verkauft werden.
Abends draußen bei lauschigen Temperaturen am Roscoffer Hafen essen gehen und mit etwas Glück spielt eine kleine live-Band dazu: das ist Urlaub vom Feinsten!
Der Semaphore de la Pointe Saint-Mathieu wurde zusammen mit dem Phare Saint-Mathieu auf dem Gelände der alten Abtei Saint-Mathieu errichtet. Das Gelände ist frei begehbar, man kann die Kapelle besichtigen, durch die alte Klosterruine stromern und man hat einen tollen Rundblick über das Meer und die Küstenlandschaft. Die alte Klosterruine hat uns besonders begeistert!
Empfehlenswert ist es, wie an allen touristischen Orten, möglichst früh hier zu sein. Tagsüber ist es selbst in der Nebensaison ganz schön voll hier.
Blick auf den Quai du Port Rhu in der alten Fischerstadt Douarnenez.
Douarnenez ist einer der wichtigsten Fischereistädte Frankreichs und besitzt vier Häfen. Uns hat der Port du Rosmeur am Besten gefallen. Hier kann man flanieren, draußen vor den Cafes in der Sonne sitzen und dem bunten Treiben zuschauen. Bei einem Bummel durch das Städtchen entdeckt man Kopfsteinpflastergassen mit bunten Fischerhäuschen und alten Werkstätten.
Wir haben uns hier nachmittags mit unseren Freunden getroffen und wollten schön essen gehen. Aber da die meisten französischen Restaurants zwischen 14:00 und 19:00 geschlossen haben, mussten wir mit leerem Magen weiterfahren. Die wenigen geöffneten Restaurants waren hoffnungslos überfüllt.
Weiter ging es zum Pointe du Raz, einer wildzerklüfteten Landspitze bei Plogoff. Es gibt einen großen, kostenpflichtigen Tagesparkplatz, vom dem aus man bis zum Lands-End wandern kann. Hier laufen viele Leute herum, es lohnt sich aber unbedingt! An diesem Tag hatten wir zum ersten Mal richtig düstere Gewitterstimmung, später auch Regen. Ein schönes Naturschauspiel und bei dem warmen Wetter war der Regen auch gar nicht schlimm.
Der Camping des Dunes in Plobannalec-Lesconil war schon recht leer Mitte September. Der Platz liegt am Rand einer weiten Dünenlandschaft. Von hier aus kann man weite Wanderungen durch die Dünen und am Strand entlang machen. Auf dem Bild sieht man die felsigen Abschnitte um den Roche du Goudoul, eines meiner Lieblingsplätze in der Bretagne.
Wer wie wir den bretonischen Cidre liebt, sollte von hier aus einen Abstecher zur Cidrerie Kerné in Pouldreuzic machen. Cidre von Kerné hat uns mit Abstand am Besten geschmeckt. In dem großen Verkaufsraum bekommt man neben verschiedensten Cidrevariationen weitere regionale Produkte wie Calvados, Gebäck, Marmeladen, Sardinenkonserven und Produkte mit dem berühmten Sel der Guérande.
Pont Aven, ein hübsches Städtchen am Fluß Aven gelegen hat uns nicht wirklich erreicht. Bekannt ist Pont Aven durch Paul Gauguin, der hier drei Sommer verbrachte, einige seiner berühmten Bilder malte und eine Künstlerkolonie aufbaute. Kommissar Dupin hat hier auch sein Unwesen getrieben. Entlang des Aven befinden sich viele Galerien und Künstlerläden. Wahrscheinlich tummeln sich deshalb hier so unglaublich viele Touristen. Selbst Mitte September war es hier noch reichlich überfüllt und in den vielen Souvenierläden hat es nur so gebrummt.
Uns hat ein Bummel durch das Örtchen gereicht, dann sind wir wieder schnell auf die Piste.
Südöstlich von Pont Aven sind wir zufällig auf den Camping de l ile percée gestoßen. Dieser kleine, familiäre Campingplatz wird von Michel und seiner Frau geführt, einem unglaublich herzlichen und hilfsbereiten Ehepaar. Wir haben uns superwohl gefühlt! Sehr gut gefallen hat uns auch die kleine Bar, in der man abends noch mit anderen Besuchern zusammen ein (oder mehrere) kühle Bierchen genießen kann. Zufällig haben wir meine Schwester auf dem Platz wiedergetroffen und ein letztes Mal zwei Tage zusammen verbracht. Die Küste lädt, wie überall in der Bretagne zu langen Wanderungen ein.
.Südliche Bretagne
16.09. - 18.09.2022
Nachdem wir die Finstère verlassen haben, war unsere nächste Station die Halbinsel Quiberon. Quiberon ist bei den Bretonen sehr beliebt, entsprechend belebt war der mondäne, gleichnamige Badeort Quiberon, ganz im Süden der Halbinsel. Den Westen säumen wunderschöne, lange Sandstrände, im Landesinneren findet man Megalith-Standorte und malerische Dörfer. Quiberon ist einer der schönsten Surf- Spots der Bretagne.
Uns war das Örtchen etwas zu touristisch. Die umliegenden Strände sollen aber traumhaft schön sein.
In Carnac findet man beeindruckende Überbleibsel der Megalith-Kultur. Ihren Ursprung findet man in der Jungsteinzeit und ihre ursprüngliche Bedeutung hat bis heute niemand herausgefunden. Mehr als 3.000 Megalithen stehen hier in mehreren kilometerlangen Reihen auf einer ca. 40 ha großen Fläche.
Von dem Infozentrum Maison des Mégalithes aus, an dem sich auch ein großer Parkplatz befindet, kann man die drei Megalithfelder Ménec, Kermario und Kerlescan entweder auf eigene Faust erkunden oder man schließt sich einer Führung an.
Im Sommer scheint es hier sehr überlaufen zu sein, aber im September hatten wir einen entspannten und sehr interessanten Aufenthalt in Carnac.
Das Schöne am Reisen mit Wohnwagen ist, wenn es einem gefällt jederzeit anzuhalten, eine kleine oder größere Pause einzulegen, die Gegend zu genießen und nach Belieben weiterzufahren. Oder über Nacht zu bleiben. Ganz nach Lust & Laune.
In Frankreich ist Freistehen nicht erlaubt, aber es sind reichlich Stell- und Campingplätze zu moderaten Preisen vorhanden.
Unser südlichster Punkt in der Bretagne waren die Salinen von Guérande. Diese 2.000 Hektar große Salzgartenfläche wird noch mit alten, traditionellen Produktionstechniken bewirtschaftet. Zwischen Juni und September wird das Salz geentet. Als wir Ende September dort waren, war die Salzernte schon so gut wie zu Ende. Bei einem kleinen Spaziergang durch die Salzfeldern sind wir nicht wirklich schlau geworden aus den einzelnen Feldern und den Zu- und Abläufen. Wo kommt das Wasser her und in welche Felder wird es geleitet? Wo findet die Ernte statt?
Des Rätsels Lösung fanden wir dann in Batz-sur-Mer in dem kleinen, aber sehr interessanten Museum Salt Marsh. Unbedingt ansehen! Der ganze Produktionsablauf hat sich uns erschlossen. Im Obergeschoß gibt es auch eine richtig gute Fotoausstellung über den Salzabbau in Südamerika.
Der Ortskern von Batz-sur Mer mit seinen alten Steinhäusern und den blauen Türen und Fensterläden, der imposanten Église Saint-Guénolé und den Ruinen der Chapelle Notre-Dame-du Murier hat uns ausgesprochen gut gefallen. Das Nachbarörtchen Trégaté ist auch zauberhaft!
Eigentlich wollten wir zum Abschluß noch das Hafenstädtchen Le Croisic anschauen. Dort soll es auch richtig schön sein. Aber der Verkehr in Richtung Le Croisic war so extrem, dass wir uns das dann doch gespart haben. Auf Rummel hatten wir keine Lust.
Diese freche Elster auf dem Campingplatz Les Mouettes in Le Pouliguen hat uns den letzten Abend versüßt. Sie war sehr an allem interessiert, was da so auf unserem Campingtisch herumlag. Als uns ein vorbeikommender Franzose mit Händen und Füßen zu verstehen gab, dass das Vieh seine Brille geklaut hat, war aber Schluß mit lustig.
Der Rückweg
18.09. - 23.09.2022
Für dem Rückweg haben wir uns einige Tage Zeit genommen. Wir wollten die Reise bis zum letzten Tag genießen. Und so war es dann auch. In 6 Etappen sind wir von Le Pouliguen nach Norddeutschland getöffelt und sind richtig gut erholt und entspannt zu Hause angekommen.
Das Hafenstädtchen Honfleur in der Normandie bot sich für einen Zwischenstop an. Wir wollten schon auf der Hinfahrt eine Übernachtung in Honfleur einlegen, weil es uns bei der Durchfahrt so unbeschreiblich gut gefallen hat. Aber der Campingplatz war leider schon voll. Auf der Rückfahrt haben wir einen Platz auf dem Camping Normandie sur Mer Phare ergattert. Der Platz war kein Highlight, aber die Citynähe hat einiges Wett gemacht. Honfleur ist wunderschön! Wir waren begeistert von den kleinen Gassen mit den pittoresken bunten Fachwerkhäusern, Kunstgalerien, Cafés und dem Hafenbecken mit seinen zahlreichen Restaurants.
Die letzte Station an Frankreichs Küste war ganz im Nordwesten der kleine, familiäre Campingplatz Opal Coat Blanc-Nez. Von dem Platz aus waren wir in fünf Minuten an der Steilküste, haben ein letztes Mal einen schönen Spaziergang gemacht und den Sonnenuntergang mit Blick Richtung Dover genossen.
Fazit
Wir sind absolut geflasht von diesem wunderschönen Landstrich! Die Bretagne ist so unglaublich vielfältig, von schroff und unwirtlich bis verträumt- lieblich, von allem ist etwas dabei. Und das auf engstem Raum. Die Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten sind grenzenlos. Wandern, Fahrradfahren, Segeln, Surfen, Schwimmen und am Strand chillen, für jeden ist etwas dabei. Städtebesuche mit Essen gehen, Shoppen und Kultur runden das Ganze ab.
Der September war für uns optimal, um die Bretagne zu bereisen. Die Ferienzeit war vorbei und die Küste war nicht so schlimm überlaufen. Die Hotspots sollte man trotzdem möglichst frühmorgens oder abends besuchen.
Wir haben unglaubliches Glück mit dem Wetter gehabt. Für September waren die Temperaturen manchmal sogar zu heiß. Aber da es in der Bretagne immer windig ist, war das gar nicht so schlimm. Und wir hatten in der ganzen Zeit nur zweimal Regen, unglaublich!
Und dann das Essen! Zurecht sind die Franzosen als Gourmets bekannt. Die Vielfalt an leckerem Käse hat uns umgehauen. Einfach nur frisches Baguette, Käse und einen guten Wein oder Cidre dazu. Das alles in der Sonne am Meer genießen. Mehr braucht man nicht in Frankreich. Sehr empfehlenswert sind auch die unendlichen Variationen von Galettes und Crepes. Moule frites, Bouillabaisse, frischer Fisch und auch die vielen Variationen an Fischkonserven- ein Genuß! Und dann der Cidre und französische Wein! Ich kann gar nicht genug schwärmen!!!
Was uns überhaupt nicht geschmeckt hat, das waren Austern. Den Hype können wir nicht nachvollziehen. Und Obacht vor Andouille, einer französischen Wurstsorte, die ausschließlich aus Innereien (Schweinedarm und-magen) besteht. Allein diese Zusammensetzung hat uns davon abgehalten, die Wurst zu probieren.
Die Franzosen sind uns größtenteils sehr freundlich und hilfsbereit begegnet. Bei unseren letzten Frankreichbesuchen vor ca. 15 -20 Jahren haben wir teilweise noch eine gewisse Intoleranz und Sturheit den Deutschen gegenüber gespürt und sind selbst mit Englisch nicht weit gekommen. Das hat sich aber geändert und insbesondere mit den jungen Leuten kann man sich gut auf Englisch verständigen.
Die Kosten für Lebensmittel, Unterkunft und Sprit sind ähnlich wie in Deutschland. Da haben wir keinen großen Unterschied bemerkt. Hauptkosten waren bei diesem Trip einmal wieder die Spritkosten für die fast 4.000km lange Gesamtstrecke. Die Campingplätze lagen zwischen 15,- und 30,- € pro Nacht für zwei Personen mit Camper und Strom.
Für die Autobahnen und kostenpflichtigen Strecken in Frankreich haben wir uns vor der Reise eine Mautbox besorgt. Man kann die mautpflichtigen Strecken bestimmt auch umfahren, aber da wir teilweise dann doch zügig im Süden ankommen wollten, sind wir einige Mautstrecken gefahren.
Die Straßen in der Normandie und in der Bretagne sind gut ausgebaut. Auffällig ist innerorts wie außerorts die Regelung des Verkehrs mittels Kreisverkehr. Was uns ein wenig genervt hat, waren die Huppel an jedem Ortseingang und -ausgang. Wenn man da nicht rechtzeitig bremst...Gruß an die Stoßdämpfer. Aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran.
Unterm Strich war der Bretagneurlaub wunderbar vielfältig und trotzdem sehr entspannt. Wir haben die Bretagne sehrsehrsehr ins Herz geschlossen und werden bestimmt noch öfter dorthin fahren!!!